Mittwoch, 12. Mai 2010

Hanoi

Jetzt ist es langsam so weit...
 
Aber erst mal das Fußballspiel, die Eintracht gegen Vietnam Nationalmannschaft, die Eintracht hat zwei Null gewonnen, das Spiel war ziemlich langweilig, das Stadion war sehr schön und modern, aber halbleer, einen kleinen Fanblock von Eintrachtfans, mit Fahnen und Gesang, gab es aber trotzdem. Weiß der Teufel, was  Fans aus Frankfurt bei einem Freundschaftsspiel in Vietnam verloren haben, es gab natürlich auch eine Reisende, so wie uns, die sowieso hier waren und sich das Spiel anschauen, es sozusagen nebehnher "mitnehmen" weil es ja ganz nett ist, aber dann gab es auch die Jungs  die riesige Fahnen mitbringen und Trikots und Zeug, dass kein normaler Backpacker dabei hat...
 
Oben im Stadion hängt ein riesengroßes Bild von Ho Chi MInh, der große Held, heute waren wir im Ho Chi Minh Museum und im Ho Chi Minh Mousuleum, Vietnam ist immer noch sozialistisch und der der große Befreier Ho Chi Minh wird liebevoll Uncle Ho genannt, er ist noch präsenter als der König in Thailand, überall Bilder und Straßen und Denkmäler, und wenn wir hier Museen besuchen, dann ist das besonders nett, weil es gleich doppelt Aufschluss gibt; einmal gewollt, die Geschicht der Befreiung und des Kampfes der Vietnamesen gegen die Franzosen zuerst und dann die Amerikaner, sprich der Krieg, aber das interessanteste an den Museen ist die Art der Darstellung der Geschichte, die spezifisch sozialistische, patrioische Darstellung wie die Regierung sie wünscht. Bevor wir das Ho Chi Minh Museuem besucht haben, haben wir ein Gefängnis aus dem Krieg angeschaut und das Military Museum, die beiden dienten als  Darstellungsplattform für den großen Held mit seinen großen Taten- wie zum Beispiel dem Krieg. In dem Gefängnis  Hoa La wird gezeigt wie grausam die Franzosen damals in der Kolnialzeit mit den vietnamesischen Freihtskämpferhelden umgegeangen sind, und genauso intensiv wird gezeigt, wie gut es den Amerikaner ging, als die Vietcong das Gefängnis benutzte um abgestürtzte Piloten festzuhalten, es zeigt Fotos mit Weihnachtsbäumen, Bierflaschen, Betten, Basketballspielen... John Mccain war hier im Gefängnis, er hat zweimal versucht dich umzubringen und wurde so gefoltert, dass er jetzt die Arme nicht mehr übder die Schultern heben kann.
 
Besonders schön war heute die Fahrt zum Stadion, 10 Kilometer, wir waren mit zwei vietnamesischen Jungs  unterwegs,. Ein Auto leisten sich heir die wenigsten, einen Roller hat jeder und so gings los, der Tim und ich hintendrauf, die vietnemsichen Jungs stürzen sich auf die Straßen, hinein in den Schwarm und wir treiben durch die Stadt. Es fließt und fließt einerseits, andererseits ruckelt es und wir weichen scharf aus und hupen und hupen. Es ist kein böhses Hupern, eher ein "Vorsicht ich komme" oder ein "Fahr jetzt nicht rechts rüber" oder ein "Ich habe jetzt wirklich keine Lust zu bremsen, brems du, ich habe gute Nerven und lasse es vielleicht sogar drauf ankommen- also brems du!", wir treiben durch sie die Stadt, fahren quer durch, hinein, hinaus, mitten drin, tauchen ein und wieder auf, es is grandios. Andereseits denkt man sich, dass es vergebens war, dass anschnallen auf dem Weg zum Tennis, nach Karlsruhe, an den Atlantik, bei Mama, Papa, Chris, Walter oder sonst wem, da kannst du dich dein Leben lang in Deutschland anschnallen wie du willst - wenn du eine Nacht mit dem Mofa durch Hanoi fährst, hast du es wieder raus.. Es ist nicht so, dass du dem Tod ins  Auge schaust, das ist natürlich quatsch, aber dem Lastwagen ins Auspuffrohr, da schaust du schon recht genau und aus der Nähe hinein, sozusagen. Aber so darfst du da nicht denken, du musst eher so denken: Der Olle vor mir, der macht den ganzen Tag nichts anderes als Motorrad zu fahren, quer durch die Stadt. Eigentlich macht er den ganzen Tag nichts  als am Straßenrand zu stehen und Leute anzuschwätzen ob er sie nicht irgenwo hinfahren könne, aber ab und zu, da fährt er auch! Und dann musst du eben denken, dass er schon 34 Jahre alt ist, das ist ja immerhin etwas, und da wäre es doch schon großes Pech wenn ausgerechnet heute etwas scheif geht, und es fließt ja auch einigermaßen, wenn du so denkst, dann macht die Fahrt wirklich einen riesen Spaß.
 
Und trotzdem ist es langsam so weit, dass die brennenden Müllberge eben brennen. Wenn eine Kakerlake kommt, dann kickst du sie weg und isst weiter, die tausend Frauen mit ihren Essenskörben gehören auf die Straßen und die kleinen Plastikhöckerchen mit den Suppenküchen, die sind wichtiger und normaler als Straßenlaternen, du bist nicht mehr genervt von Händlern oder fühlst dich fremd in einem kleinen Restaurant als einziger Westener, du weißt wie welche Leute mit dir umgehen und vermeidest sie oder sichst sie auf und schwätzt sie voll, die meisten Situationen sind bekannt oder schon normal, es fließt eben mehr als es ruckelt. 3 einhalb Monate in Asien, das ist ja auch schon was. Es gefällt und macht Spaß, doch neu ist es nicht mehr so sehr.
 
Dann gehst du im kleinen Restaurant pnikeln, oben über der Pissrinne leigt ein Matratze und hintendran ist das  Zimmerchen der Küchenjungs. Dann drehst du dich um, und guckst wer da direkt neben dir steht und dich mustert, wer da an der Gasflasche festgekettet ist und dir gerade ins Auge schaut. Dann denkst du dir, Hallo Toilettenhahn, und drehst dich um pinkelst weiter.

4 Kommentare:

  1. Da hast du uns mal wieder einen aufschlussreichen Erlebnisbericht geschrieben. Ich finde, alles klingt inzwischen gelassener und entspannter als vor ein paar Wochen. Hast deine Indienerfahrungen schon resorbiert, sozusagen ?
    In meiner Erinnerung wurde uns damals nie vermittelt, dass amerikanische Gefangene in den Gefängnissen auch human behandelt wurden. Die Fernsehbilder allabendlich waren immer in einem grauenhaften Bildschnitttempo mit leidenden und schmerzverzerrten Kreaturen, vollgedröhnt von ohrenbetäubendem Kriegslärm.
    Tja,einerseits und andererseits...

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  2. Schöner Bericht, Niki.
    Die Kriegspropaganda ist doch immer gleich; natürlich wurden die Amerikaner in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft fürchterlich gequält und gefoltert.
    Natürlich haben auch die die "zivilisierten" Amerikaner in ihrem imperialistischen Angriffskrieg nicht nur gefoltert, sondern massakriert, ganze Dörfer ausgelöscht, mit "Agent-Orange" Wälder chemisch entlaubt, uswusf.
    Und natürlich sind die sozialistischen Faschisten jetzt nicht die "Guten".
    Ein Glück kannst Du so wunderbar unvoreingenommen die unvoreingenommen Menschen so wie sie sind kennenlernen (und uns auch so schön von ihnen erzählen).
    Das verständigt die Völker erst wirklich!
    Aber meinst Du nicht Du hast jetzt schon genug Berge bestiegen, Abenteuer überstanden, Flüsse befahren, beschwommen, besprungen und durchquert,den Staub der Strassen und die Innenwände der Auspuffrohre, größte Freiluftschlafzimmer und Toilettenhähne erforscht?
    Nachdem nun ganz Südostasien Skateboardfahren und fußballspielen gelernt hat
    wird es Zeit, dass Du heimkommst....
    (Ich sehe da täglich ein Mädel die ganz sicher meiner Meinung ist.........., ne?

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  3. Ne, ist noch zu früh zur Umkehr. Haben nämlich gerade zehn Kilo Snowboards verpackt, die jetzt in Frankfurt auf eine Frachtmaschine wartet, die sie mit nach Singapure nimmt. dann sechs Wochen Bali mit Skate- und Snowboards, da werden sie staunen, die Mallorquiner Australiens. Und Fanny: Radelnradelnradeln. Anfang Juni am Mont Ventoux, wie wär's?

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  4. Ruth am Christi Himmelfahrtentspannungsschreibtisch13. Mai 2010 um 11:29

    ach Gottsche, die arme gehetzte Kinner...

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